Jeder kennt es, der Tag ist häufig viel zu kurz ist um Arbeit, Haushalt, soziale Kontakte und persönliche Interessen unter einen Hut zu bekommen. Wenn man zusätzlich noch alleinerziehend ist, kann es dazu führen, dass man sich mit Allem überfordert fühlt und ein Burnout droht. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, den Tag gut zu strukturieren und dabei zu beachten, dass man die Erholungszeiten für sich selber nicht vergisst.
Alles klingt so einfach, aber wie kann man es umsetzen?
1) Akzeptieren Sie, Sie sind nicht perfekt
Der wichtigste Grundsatz, den Sie sich immer wieder vor Augen führen sollten, ist jener, dass Sie nicht perfekt sind und dieses akzeptieren. Keiner ist perfekt! Auch andere Elternpaare und Alleinerziehende haben häufig das Gefühl Vieles nicht richtig zu machen. Sie sind nicht alleine mit dem Problem. Reden Sie offen mit Freunden, Familie und anderen Eltern über Ihre Sorgen. Sie werden sehen, es geht vielen ähnlich und häufig finden sich im Gespräch Lösungsansätze.
2) Familienfreundlicher Arbeitgeber
Oftmals ist es der Fall, dass der Arbeitgeber wenig Verständnis für die persönliche Situation seiner Mitarbeiter aufbringen kann oder will. Es wird „120%-iger“ Einsatz gefordert, um die vorgegebenen Aufgaben zu erledigen. Mitunter wird ein besonderes Auge auf alleinerziehende Arbeitnehmer geworfen, weil unterstellt wird, nicht den Anforderungen des Jobs gerecht werden zu können.
Entgegen dieser Unterstellung ist dieses jedoch häufig nicht der Fall, weil Alleinerziehende sich sehr gut organisieren können. Dennoch lässt es sich nicht verleugnen, dass der Arbeitnehmer/die Arbeitnehmerin im Falle von Krankheit des Kindes von Zeit zu Zeit kurzfristig von der Arbeit fernbleiben muss. Bringt der Arbeitgeber kein Verständnis für diese Situationen auf und erschwert einem vielleicht sogar das Leben, sollte man keine Zeit verschwenden und sich nach einem flexiblen, kinderfreundlichen Arbeitsverhältnis umschauen.
Die folgenden Punkte könnten bei der Auswahl eines Unternehmens hilfreich sein:
- Stellt das Unternehmen eine betriebsinterne Kindertagesstätte zur Verfügung oder hat das Unternehmen in externen Kindertagesstätten Plätze reserviert?
- Besteht die Möglichkeit einzelneTage von zu Hause aus zu arbeiten (Homeoffice)?
- Werden familiäre Verpflichtungen bei der Arbeitsplanung berücksichtigt?
- Ist das Unternehmen offen für Elternzeit?
- Stellt das Unternehmen ausreichend Zeit zur Lösungsfindung zur Verfügung, wenn das Kind erkrankt ist?
- Besteht die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten?
- Ist es zulässig Überstunden später durch Freizeit auszugleichen?
- Wird bei der Urlaubsplanung Rücksicht auf die familiären Bedürfnisse genommen?
- Bietet das Unternehmen flexible Arbeitszeiten an?
3) Tages- und Wochenplanung
Einen guten Überblick über die Aufgaben zu haben, macht einem das Leben deutlich einfacher. Das Visualisieren der “To-Do´s“ schafft einen Überblick und gibt Ruhe, weil man weiss, dass alles niedergeschrieben ist und nichts vergessen werden kann. Ein gut strukturierter Tages- und Wochenplan hilft dabei, dass man sich nicht zu viel vornimmt und die anstehenden Aufgaben gut zu bewältigen sind.
Hilfe von Familie und Freunden annehmen und fest in die Wochenplanung aufnehmen
Grosseltern und Freunde sind vielfach gerne bereit bei der Fürsorge des Kindes behilflich zu sein. Nicht selten wird eine mögliche Unterstützung von Freunden vergessen. Gerade für kinderlose Freunde kann es eine besondere Freude darstellen, wenn sie in die Kinderbetreuung einbezogen werden. Häufig wird von kinderlosen bemängelt, dass Freundschaften zwischen kinderlosen und Eltern auseinandergehen, sobald Kinder geboren werden. Vielleicht würden sie sogar sehr gerne von Zeit zu Zeit ein Wochenende oder die Ferien gemeinsam mit dem Kind verbringen.
Ebenso ist es empfehlenswert, sich mit anderen Eltern zu vereinen, um zeitweise gegenseitig die Betreuung zu übernehmen, damit der jeweils andere Part die Zeit für besondere Dinge nutzen kann.
4) Zeiten bewusst für sich nutzen
„Zeit für mich? Die habe ich nicht!“, vielleicht ist dieses der erste Gedanke, der Ihnen kommt, wenn es darum geht, sich Zeiten für die persönliche Erholung einzuräumen, was auch nachvollziehbar ist. Dennoch ist genau dieser Punkt jener, der Ihnen die Kraft geben wird, all Ihre Aufgaben gut zu bewältigen. Entspannungsphasen, Erlebnisse, soziale Kontakte, Sport, usw., daraus schöpfen Sie die Energie, um letztendlich leistungsfähig zu sein und zu bleiben. Häufig ist man wesentlich effektiver nach einer bewussten Erholungsphase. Nutzen Sie einen Teil der Zeit für sich, wenn Ihr Kind in der Schule oder bei Freunden ist.
Auch wenn Sie es nicht zeigen wollen, dass Sie erschöpft und ausgebrannt sind, Ihre Umwelt wird es wahrnehmen. Im Job schleichen sich Fehler ein und Ihr Kind wird es spüren. Es besteht die Gefahr, dass Sie zunehmend unzufriedener werden, wenn Sie nicht für sich sorgen.
5) Dem Kind gerecht werden
Planen Sie in Ihren Tagesablauf bewusst gemeinsame Zeiten und Rituale mit Ihrem Kind ein, wie zum Beispiel das gemeinsame Essen, eine Nachtgeschichte, Spielzeiten. Somit schaffen Sie die Möglichkeit dem Kind Aufmerksamkeit zu schenken und geben diesem die Gelegenheit Ihnen mitzuteilen, was es bewegt. Gleichzeitig vermeiden Sie ein schlechtes Gewissen, sich nicht ausreichend um Ihr Kind zu kümmern.
6) Eineltern- WG
Eine geeignete Möglichkeit sich Unterstützung zu beschaffen, ist eine Eineltern-WG. Alleinerziehende Mütter und Väter leben zusammen und helfen sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung und im Alltag und sparen dabei noch Kosten. Auch für die Kinder ist der Umzug in eine Eineltern-WG eine Bereicherung. Je nachdem wie gross der Altersunterschied der Kinder ist, gibt es immer Spielkameraden und es wird nicht langweilig werden.
Autorin: Christina Meyn, April 2019
Beratungsstelle für Frauen und Männer in binationalen Beziehungen
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07.06.2019, SVAMV
Vielen Dank für den Artikel. Ich denke aber es ist sehr schwer das alles umzusetzen.Es kommt auch darauf an, ob man voll ,echt alleinerziehend ist,ohne Partner oder getrennt erziehend.Ohne Alimente,Vorschuss oder mit….
Die Arbeit noch weiter machen kann oder nicht.
Ob man noch 1,2 mal umziehen muss…ganz alleine ohne Hilfe mit einem Baby im Arm….einem 90 jährigen behinderten Vater..ohne Hilfe.Wir haben ca 15000 fr nur für zügeln,Wohnungsauflösen etc ausgegeben.Das Vermögen war nach 4 Jahren aufgebraucht.Sozialhilfe behandelt einem nicht besser als zB vorwurfsvolle Arbeitsgeber….noch strenger und es ist das letzte Auffangsnetz.Zum Glück gab es damals 2013 noch KKBB in Zürich…Das half nicht nur beim kleinen Kind zu sein,sondern auch die letzten Lebenstage meines Vaters zu begleiten.Doch das wurde ja auch abgeschafft.
12.10.2019, SVAMV
Danke, für Ihren Artikel.
Vieles stimmt. Sich Zeit nehmen für sich, wenn das Kind in der Schule ist, wäre ein Traum. Dumm nur, dass ich genau dann arbeiten muss, bis auf einen „freien“ Vormittag.
In den wird natürluch Alles Mögliche bzw. Nötige hineingeplant…
Ich merke sehr wie diese Mehrfachbelastung an mir nagt, ich das Gefühl habe nicht aus dem Hamsterrad heraus zu finden…
Traurig, wie auch die Gerichte den Alleinerziehenden so nötigen berufstätig zu sein und das Existenzminimum des Unterhaltszahlenden geschützt wird, egal ob der Alleinerziehende mit Kind/Kindern unter das Existenzminimum kommt… Zumal manch Unterhaltzahlender mit Tricks und Erpressung arbeitet…
Man sich wegen Verschuldung durch Kosten für Gericht und Anwalt keine Ferien mehr leisten kann, während der angeblich am Existenzminimum befindliche Unterhaltszahlender eine Ferienreise nach der anderen bucht, sein Haus und Zweitwagen behalten kann, etc.