Lieber SVAMV: Alleinerziehend in Corona-Zeiten.

***Leserbrief von Anonym
Lieber SVAMV,
Ich bin berufstätig in einem Altersheim. Dort arbeite ich seit letztem April. Begonnen mit 40% nun bin ich bei 60%, mein Ziel für den Juli sind dann 80%. Ich habe 2 Kinder, 1 Mädchen ist 13 und 1 Junge – beides Teenager. Die Kinderbetreuung läuft zur Zeit so, dass meine Kinder Morgens zu Hause Homeschooling machen und zu den Mahlzeiten, wenn ich am Arbeiten bin, zu meinen Eltern gehen können.
Die grösste Herausforderung war und ist es den Kindern zu vermitteln, dass sie zur Zeit, wo keine Schule regulär statt findet, sie sich nicht mit ihren Freunden draussen treffen können. Wie auch die Umstellung, die Kinder nun rund um die Uhr Zuhause zu haben. Was natürlich auch schöne Seiten hat.

Da ich im Altersheim arbeite, kann ich kein Homeoffice machen. Da ich zu einer Weiterbildung ab Mai angemeldet bin und dieser Kurs wohl abgesagt wird, könnte es eine Möglichkeit sein, ihn im theoretischen Teil, via Homeoffice durchzuführen.
Wir haben zuhause einen klaren Tagesablauf. Zum Teil durch die Schule vorgegeben. So kann ich mir meine Zeit einteilen, da ich weiss, wo meine Kinder beim Homeschooling Hilfe benötigen. Bis jetzt komme ich finanziell gerade knapp über die Runden.

Die momentane Situation ist emotional schwierig. Da ich mit meinen 2 Kindern alleine lebe. Meine Partnerin lebt weit weg. Es macht Angst wenn Zivildienstleistende vor dem Volk stehen und einem Anweisungen geben. Wenn man Abstand halten soll zu seinem Gegenüber. Wenn bei der Hefe steht, dass man bloss eine mitnehmen darf pro Einkauf.
Mir ist durchaus bewusst, dass dies Massnahmen sind, um uns alle zu schützen. Dass dieser Zustand irgendwann ein Ende finden wird. Aber nichtsdestotrotz löst dieser Zustand bei mir eine innere Einsamkeit aus. Wenn ich meinen Kindern am Abend keinen Gutenachtkuss mehr geben kann. Oder auch nicht mehr Menschen umarmen kann wie ich dies bis jetzt immer getan habe. Gerade im Altersheim gibt es Bewohner oder Patientengruppen, welche den Körperkontakt brauchen, da sie sonst nicht mehr in der Lage sind, sich auszudrücken.

Ich bin ein positiv eingestellter Mensch. Für mich ist diese Krise auch eine Chance. Ich kann zuhause Dinge angehen welche ich immer herausgeschoben habe. Kann zu meinen Kindern eine andere Beziehung aufbauen. Oder ich lerne ganz alltägliche Dinge neu zu schätzen.
Mir bereitet es aber dennoch etwas Sorgen, da ich eng mit meinen Eltern zusammen arbeite wegen der Kinderbetreuung. Meine beiden Eltern sind gesund. Aber rein vom Alter her, in der Risikogruppe, obwohl beide sagen, dass sie sich nicht so alt fühlen. Nichtsdestotrotz haben meine Eltern und ich schon so viele Höhen und Tiefen in diesem Leben durchlebt, dass wir sicher diese Krise auch meistern werden.

Ganz herzlichen Dank für Ihre Arbeit zur Zeit in der Öffentlichkeit. Welche sicher nicht immer ganz einfach ist.
Der SVAMV steht Ihnen stets mit Rat und Tat zur Verfügung!
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