Superheld:innen Stories

Story 1:
Tabea, 6 Jahre alt, lebt mit ihrem Vater und Hund Snoopy alleine im Grossraum ZH
„Was Papa nicht kann? Weiss ich nicht. Babys bekommen vielleicht.“ Mein Papa ist anders als der von meinen Freundinnen. Die sehen ihren Papa immer nur kurz am Abend oder am Wochenende. Mein Papa ist immer da, ausser montagabends, da geht er zum Fussballtraining und ich darf zur Grosi Ravioli essen. „Eventuell kann er nicht Fussball spielen?! Seine Mannschaft verliert immer.“ Ansonsten hat er alles im Griff. Ich darf seit diesem Jahr alleine zum Schwimmtraining in die Badi um die Ecke. Papa guckt immer heimlich zu und denkt, ich merke es nicht, aber ich bin ja kein Kleinkind mehr. Nach dem Training gibt es immer Apfelschnitze in Form von Pferden, das ist so cool! Er hilft mir bei den Hausaufgaben, wenn ich mal nicht weiter weiss – und er kennt immer die richtigen Lösungen. Er ist ziemlich klug und auch beim Gitarre spielen hat er mir schon viel gezeigt. Sein Tag hat glaube ich viele Stunden. Seit Mama bei den Engeln ist, kocht und putzt er auch. Er macht die besten Rösti der Welt und kümmert sich mit mir um Snoopy. Zum Stall geht er nur selten mit, das ist schade, aber er sagt dann immer, dass er das Geld für das Pferdefutter verdienen müsse. Schade, dass Pferde kein Menschenessen mögen, sonst würde ich von meinem abgeben. Die Tage darf ich dann immer bei meiner besten Freundin Nora verbringen, der auch ein Pferd gehört, um das ich mich mitkümmern darf. Es wäre aber schön, wenn Papa wieder eine Freundin hätte und mit ihr Zeit verbringt. Ich habe ja Snoopy.“
einelternfamilie.ch hat in den letzten Monaten Tabeas Vater begleitet und in der Reorganisation seines Haushalts und der Umstrukturierung seiner Arbeitstätigkeit unterstützt. Nach kurzer Krankheit erlag Tabeas Mutter einem Krebsleiden. Vater und Tochter standen vor der grossen Herausforderung, den Alltag von jetzt an alleine, mit geringer familiärer Unterstützung, bestreiten zu müssen. In einer solchen Notsituation unterstützt einelternfamilie.ch mit Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sowie wertvollen Kontakten für Hilfe aus erster Hand. Tabea und ihr Vater profitieren von unserer jahrelangen Erfahrung in Sachen Einelternfamilien, aus verschiedensten Situationen heraus. Nach gut einem Jahr können beide mit einem wohlstrukturierten und ausgewogenen Alltag wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken.
Story 2:
Lars, 4 Jahre alt, lebt mit seiner Mutter und ihrem neuem Partner in Kriens
„Vor ein paar Wochen habe ich mir das Bein beim Handballspielen gebrochen. Das tat nur ein bisschen weh, sah aber lustig aus. Dieses Mal war Stefanos Mama mit uns beim Training. Meine Mama musste arbeiten. Der Krankenwagen hat mich ins Spital gebracht, sogar mit Blaulicht. An alles kann ich mich nicht mehr erinnern. Nur noch, dass sie mir eine Maske aufgesetzt haben. Als ich aufgewacht bin, sass Mama an meinem Bett. Sie war traurig, dabei war das gar nicht schlimm und ich hatte mein Bein im Gips. Und sie hat mir Gummibärchen, Schoki und Limo ans Bett gestellt. Ich weiss nicht, wo sie das herhatte, aber ich habe mich sehr darüber gefreut. Im Krankenhaus habe ich viel geschlafen. Und Peter, Oma, Opa und Mama – immer war jemand da und hat mit mir gespielt und mich abgelenkt oder Essen gebracht. Auch Stefano und seine Mama waren zu Besuch da. Als ich nach Hause gekommen bin, war mein Zimmer umgebaut und ich bekam sogar den TV aus Mamas und Peters Schlafzimmer. Das war eine Überraschung. Mama hatte dann die ganze Zeit als ich noch nicht wieder laufen konnte frei, und hat alles für mich gemacht. Es gab mein Lieblingsessen, wir haben Karten gespielt und viel gelacht. Sie ist eine Krake und hat ganz viele Arme. Sie kümmert sich auch immer um ihre Mama, die ganz doll krank ist, ohne Gips. Papa, habe ich lange nicht mehr gesehen. Das macht mich traurig, aber sie streiten immer nur, das möchte ich nicht. Ich hoffe, dass sie sich bald wieder vertragen. So lange streite ich mit meinen Freunden nie. „Vielleicht müssen sie zusammen ein Eis essen gehen, so mache ich das immer.““
Eine besondere Situation bedarf besonderer Mittel. einelternfamilie.ch begleitet Lars und seine Mutter bereits seit längerer Zeit in einem Sorgerechtsstreit und war zu dem Zeitpunkt des Unfalls bereits bestens mit der familiären Situation vertraut. Es war uns möglich, mit Kathrin (Lars Mutter) und ihrem Arbeitgeber eine einvernehmliche Lösung für die Zeit von Lars Krankschreibung zu finden und die Strukturen im Haushalt soweit anzupassen, dass neben den Sorgen rund um den Sorgerechtsstreit, der zu diesem Zeitpunkt seinen Höhepunkt erreicht hatte, einen reibungslosen Ablauf und externe Unterstützung zu organisieren. Des Weiteren war es uns möglich, die Familie in kleinem Umfang im Rechtsstreit zu unterstützen und auch hier eine Lösung herbeizuführen, die nun für alle Beteiligten zu einem zufriedenstellenden Ergebnis geführt hat.
Story 3:
Katja, 10 Jahre alt, lebt mit ihrer Mutter bei den Grosseltern auf einem Hof im Berner Oberland
„Seit zwei Jahren wohne ich mit Mama bei Oma und Opa auf dem Hof in einer Wohnung. Sonst haben da immer Leute gewohnt, die da Urlaub machen und sich um die Tiere kümmern. Jetzt ist es unser Reich. Manchmal vermisse ich die Stadt schon. Immer muss ich weit laufen um etwas machen zu können. Kino und Schwimmbad sind auch nicht in der Nähe. Eigentlich ist hier nicht viel ausser Berge und Kühe. Wenn Schule ist, ist das gar nicht so schlimm, aber wenn Ferien sind, ist es soooo langweilig. Dann helfe ich manchmal sogar schon freiwillig beim Ausmisten. Mama ist dann bei der Arbeit und Oma und Opa müssen auch arbeiten und sich um den Hof kümmern. Ich möchte später mal Schauspielerin werden, da hilft mir das hier nicht weiter. Seit Mama und Papa getrennt sind, hat sich vieles verändert. Nicht nur, dass wir jetzt bei Oma und Opa auf dem Land leben müssen, Mama geht arbeiten und Ferien in Spanien oder Besuche in Zoos gibt es auch nicht mehr. Das ist es aber wert. Mama ist glücklicher und hat trotz neuem Job mehr Zeit für mich. Letzte Woche hat sie mich mit einem Besuch im Europapark über das Wochenende überrascht. Eigentlich wollte sie nur mit mir „einkaufen gehen“. Das war sehr besonders und ich weiss, dass sie dafür lange gespart hat. Ich hatte zum Glück mein Taschengeld dabei und habe sie am Ende auf ein grosses Eis eingeladen. Es ist schade, dass es Mama ohne Papa besser geht, aber sie schafft das auch alles ganz toll alleine. Und wenn sie traurig ist, hat sie schliesslich mich. Von meinem Freund Patrick, seine Mama, ist immer sehr traurig und weint viel, weil sein Papa weg gegangen ist. Er muss ganz viel im Haushalt machen und obwohl seine Mama zu Hause ist, hat sie keine Zeit für ihn. „Meine Mama ist stark und vielleicht möchte ich keine Schauspielerin werden, sondern einfach wie Mama?!““
einelternfamilie.ch konnte Katjas Mutter bereits im Vorfeld mit Beratung und Information im Trennungsprozess zur Seite stehen. Mit dem Vater gibt es bisher keine einvernehmliche Lösung. Dennoch weiss Anna (Mutter), an welche Stellen sie sich für welche Angebote und Beratungen wenden kann und steht, auch dank der Unterstützung ihrer Familie, mit beiden Beinen fest im Leben. Des Weiteren wird Katja dieses Jahr mit finanzieller Unterstützung des SVAMV an einer Ferienfreizeit mit gleichaltrigen Kindern teilnehmen können.
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