Wir trauern! Wie helfe ich meinem Kind bei der Trauerbewältigung?

Im therapeutischen Sinne wird eine Familie häufig mit einem „Mobile“ verglichen, denn es ist gut ausbalanciert, kann jedoch bei einem leichten Luftzug schnell aus dem Gleichgewicht geraten.  Dies ist ähnlich in einer Familie. Schneidet man ein Teilchen ab, ein Familienmitglied stirbt, dann gerät alles ins Wanken.

Mein/e PartnerIn ist verstorben, es zerreisst mir mein Herz, meine Welt ist dunkel und ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Es ist, als ob man mir eine Säule eines Fundamentes weggerissen hat. Ich taumele umher und finde keine Stabilität. Aber es geht nicht nur um mich. Da ist noch mein Kind, welches einen Elternteil verloren hat und es trauert. Manchmal erscheint es mir, als ob es sehr gut mit der Situation umgehen kann, besser als ich.

Wie helfe ich meinem Kind bei der Trauerbewältigung?

Mit Büchern fange ich an, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich lerne, dass Kinder anders trauern als Erwachsene. Sie trauern auf Raten. Gertrud Ennulat, beschreibt das Trauern von Erwachsenen wie das „Waten durch einen Fluss, dessen rettendes Ufer nicht zu sehen ist“. Kinder hingegen stolpern in Trauerpfützen. Es spritzt und schon sind sie wieder draußen.

Kinder haben intensive Trauerphasen und anschließend verarbeiten sie das Erlebte im Spiel. Diese Verhaltensweise ist normal und wichtig. Würden sie es nicht so machen, könnte die kleine, zarte Seele dieses einschneidende Erlebnis nicht verarbeiten. Es bedeutet aber nicht, dass sie weniger trauern als Erwachsene.

Wie helfe ich meinem Kind bei der Trauerbewältigung?

Deshalb ist es besonders wichtig, dass man sein Kind genau beobachtet und versucht kleine Signale des Trauerns zu deuten. Ein Kind braucht Beistand im Trauerprozess. Wenn man selbst betroffen ist, fehlt einem häufig die Kraft. Deshalb sollte man die Unterstützung von Freunden und Familie annehmen, aber auch professionelle Hilfe in Betracht ziehen.

Eltern sollten nicht vergessen, dass Kinder erst lernen müssen zu trauern. Je nach Alter sollten sie verstehen, was Tod bedeutet, warum sie sich anders fühlen als sonst, warum sie Angst, Wut und Schmerz verspüren. Wichtig ist, dass man Kindern nichts verschweigt und sie einbindet in die Trauer.

Wie helfe ich meinem Kind bei der Trauerbewältigung?

Wenn der Tod einer Person bevorsteht, sollte man nicht versuchen sie von der Wahrheit zu verschonen. Wenn sie die Gelegenheit haben Abschied zu nehmen, verstehen sie anschließend besser, was passiert ist. Genauso verhält es sich mit der Beerdigung. Häufig hilft es den Kindern an der Zeremonie teilzunehmen.

Wenn die Kinder mitkommen möchten, sollte man es ihnen nicht verwehren. Empfehlenswert ist jedoch, dass eine vertraute Person das Kind begleitet, damit es, falls es am Ende doch nicht mehr dabei sein möchte, die Möglichkeit hat, den Friedhof zu verlassen.

Wie helfe ich meinem Kind bei der Trauerbewältigung?

Auch wenn man nicht immer eine Antwort hat, sollten Kinder Fragen stellen dürfen. Reden ist wichtig in dieser Phase. Hören Sie Ihrem Kind zu. Vielleicht können Sie sich gemeinsam eine kleine Realität ausmalen und benennen, wo oder was der Verstorbene jetzt ist. Ein Engel, ein Stern, im Himmel,…der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass Sie und Ihr Kind auf irgendeine Weise etwas finden, was Ihnen Trost schenkt.

Vergessen Sie nicht mit Kindergärtnern, Lehrern, Eltern der Freunde usw. zu sprechen. Es ist gut, wenn das Umfeld Ihr Kind beobachtet. Bitten Sie darum, dass Sie informiert werden, wenn es sich auffällig verhält. Vielleicht ist es so, dass Sie Ihrem Kind nicht den Halt geben können, welchen es in dieser schweren Phase benötigt, weil es Ihnen selbst nicht gut geht. Aussenstehenden Personen fällt es oft leichter, dem Kind zu helfen, indem sie es ablenken oder auch stärkende Gespräche führen. 

Wie helfe ich meinem Kind bei der Trauerbewältigung?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist jener, dass Kinder nicht versuchen sollten die Rolle des Verstorbenen zu übernehmen. Sie können nicht den Elternteil für die Geschwister übernehmen oder gar in die Rolle des Partners schlüpfen.

Da all dieses umzusetzen besonders schwierig ist, wenn man selbst trauert, kann die Hilfe von Experten Gold wert sein. Neben einer klassischen Therapie gibt es Musiktherapien für trauernde Kinder und kostenlose Angebote von Institutionen, bei denen man Hilfe bekommt, wie z.B. Familientrauerbegleitung, und deren Trauergruppen, Verein Aurora, Nebelmeer, Lifewith.ch , Lebensgrund.

Wirkliche Regeln kann man nicht aufstellen, denn jede Person trauert individuell.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit und dass Sie einen Weg finden, die Trauer zu überwinden!

Autorin: Christina Meyn, November 2019