Rechte und Pflichten: Bundesgericht setzt neue Wegmarke in Sachen Gleichstellung

Mütter haben nicht mehr automatisch Recht auf Unterhalt

Im März 2022 setzte das Bundesgericht in Lausanne einen neuen Meilenstein in Sachen Gleichberechtigung. Die höchsten Schweizer Richter entschieden, dass Mütter nach einer Scheidung nicht mehr automatisch Anspruch auf Unterhaltezahlungen ihres Ex-Mannes haben. Die Frau ist nach der Trennung also für sich selber verantwortlich, muss für den Unterhalt sorgen und damit auch dafür, den bisherigen Lebensstandard beizubehalten.

Wenn man berücksichtigt, dass noch 1988 Frauen ohne Erlaubnis ihres Ehemannes weder ein Konto eröffnen noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen durften, ist dies ein grosser Fortschritt. Im Rahmen der Gleichstellung ist man dazu gekommen, Frauen nicht nur Rechte, sondern auch die damit verbundenen Pflichten zu geben: Mann und Frau sind prinzipiell für sich selbst verantwortlich, sofern dies nicht explizit anders wie beispielsweise über einen Ehevertrag geregelt ist.

Waren bisher Ehe und Kinder für Frauen eine Art Lebensversicherung und Männer klagten, dass sie den Grossteil ihres Lohnes abgeben mussten, so wendet sich nun das Blatt. Frauen sind in Zukunft gut beraten, sich finanziell möglichst früh gut abzusichern. Es gilt nun bereits bei einer Eheschliessung, für beide Seiten eine passende Lösung zu finden. 

Wenn während der Ehe die traditionelle Aufteilung (Mann arbeitet hochprozentig, Frau niederprozentig) gelebt wurde, sind langfristig Probleme für die Frau absehbar.  Bei einer Trennung wird für sie erfahrungsgemäss der Schritt zurück in die Erwerbsarbeit oder ein erhöhtes Pensum schwierig. Paare sollten sich rechtzeitig Gedanken machen und/oder sich rechtlich beraten lassen, wie man sich im Falle einer Trennung absichern und grundsätzlich Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung organisieren möchte, sodass es im Falle einer Veränderung der Lebenssituation für alle zu einer befriedigen Lösung kommen kann.

Selbstverständlich ist es unangenehm, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen, wenn alles gut läuft. Für den Fall der Fälle sollten aber alle den Weitblick haben und die Verantwortung übernehmen, auch in der Hoffnung, dass dieser nie eintrifft. Gemäss dem Motto: Better save than sorry! 

Für weitere Informationen:

https://www.tagesanzeiger.ch/gleichberechtigung-ist-kein-buffet-an-dem-man-sich-das-beste-heraussuchen-kann-421010896990

https://www.tagesanzeiger.ch/fuer-hausfrauen-wird-es-ungemuetlich-777718058688 

Antworten