Zahlen und Fakten

Der Familie kommt als wichtige soziale Einheit und als erster Sozialisierungsort eine zentrale Rolle für die Gesellschaft zu. Die Leistungsfähigkeit von Familien wird durch den gegenwärtigen und zukünftigen sozialen Wandel gefordert. Eine möglichst hohe Beteiligung aller Bevölkerungsschichten am Arbeitsmarkt ist unerlässlich. Hierfür müssen jedoch günstige Rahmenbedingungen in Sachen Vereinbarkeit Familie und Beruf geschaffen werden, auch die Care-Arbeit gewinnt aufgrund des demografischen Wandels an Bedeutung.

– Haushalte mit Kindern unter 25 Jahren machen in der Schweiz knapp ein Drittel der Privathaushalte aus. Die grosse Mehrheit der Kinder lebt mit beiden Eltern zusammen. Kinder, die in Einelternhaushalten oder in Fortsetzungsfamilien aufwachsen, bilden mit 13 % und 6 % eine Minderheit.

– Einelternhaushalte machen 16 % der Familienhaushalte aus. Es sind mehrheitlich alleinlebende Mütter (83 %), bei rund einem Sechstel (17 %) handelt es sich um alleinerziehende Väter. Oft leben die Kinder auch zeitweise beim anderen Elternteil.

– In Einelternhaushalten beträgt die durchschnittliche Kinderzahl 1,5 Kinder (Paarhaushalte 1,8 Kinder).

– Der Anteil Einelternhaushalte liegt in Neuenburg bei 22 %, in Genf bei 21 % und in Basel-Stadt, Waadt und Tessin bei je 20 %, während in Uri, Schwyz Obwalden, Nidwalden, Appenzell Auserhoden, Appenziell Innerhoden und Zug weniger als 13 % ausmacht.

– Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in einer Partnerschaft, wobei die Ehe nach wie vor die vorherrschende Beziehungsform ist. In Haushalten mit Kindern entscheiden deutlich häufiger die Frauen über alltägliche und aussergewöhnliche Einkäufe, Sozialleben und Freizeitgestaltung. Paare mit Kindern haben auch etwas mehr Auseinandersetzungen.

– Beziehungsformen sind vielfältiger und komplexer geworden. Die Ehe ist dennoch weiterhin stark verbreitet: Mehr als vier Fünftel der Personen (81 %), die mit einer Partnerin oder einem Partner des anderen Geschlechts im Haushalt leben, sind verheiratet. Die Anzahl Paare mit Trauschein steigt mit zunehmenden Alter. Beim Bildungsabschluss gleich sich Paare in der Regel stark.

– Paare müssen ihren Alltag gemeinsam organisieren. Je nach familiärer Situation werden die Rollen unterschiedlich aufgeteilt und es gibt Unterschiede im Umgang mit Konflikten. Bei einem Grossteil der Paare mit gemeinsamen Haushalt entscheiden beide Partner etwa gleich häufig.

– Sobald eines oder mehrere Kinder im Haushalt leben, nimmt der Anteil der Haushalte, in denen die Frau hauptsächlich über die Einkäufe sowie über das Sozialleben und die Freizeit entscheidet, deutlich zu. Dies erklärt auch, warum vor allem Frauen häufiger ihre Erwerbstätigkeit reduzieren und mehr Zeit für Haus- und Familienarbeit aufwenden.

– Meinungsverschiedenheiten betreffen hauptsächlich die Erziehung der Kinder (39 %), Hausarbeit (37 %) und Freizeitgestaltung (31 %). Die Konflikthäufigkeit steht vor allem im Zusammenhang mit der Anwesenheit von Kindern im Haushalt, weniger mit deren Anzahl.

– Faktoren wie Aufteilung der Erwerbstätigkeit, die finanzielle Situation, Geld haben spezifisch einen Einfluss auf Meinungsverschiedenheiten. In der Regel werden diese Konflikte ruhig ausdiskutiert (87 %). Alternativ behält man seine Meinung für sich (42 %) oder wird zornig und laut (28 %).

– Rund 7 von 10 Frauen (69 %) und knapp zwei Drittel der Männer (62 %) im Alter von 25 bis 80 Jahren sind Eltern von einem oder mehreren leiblichen oder adoptierten Kindern. Die persönliche Kinderzahl ist von der Zwei-Kind-Norm geprägt.

– Die Kinderwünsche der 20-29 jährigen haben sich über die Zeit hinweg kaum verändert. Im Mikrozensus „Familie in der Schweiz von 1994/5 gaben 6,1 % der Frauen und 8,9 % der Männer an, dass sie keine Kinder möchten. 3,3 % der Frauen und 4,6 % der Männer wollten ein Kind und 2,0 % bzw. 1,2 % wünschten sich  ein bis zwei Kinder. All übrigen Frauen und Männern strebten eine Familie mit zwei oder mehr Kindern an. Da die zusammengefasste Geburtenziffer seit 1970 bei rund 1,5 Kindern pro Frau liegt, werden die Kinderwünsche offenbar im Laufe des Lebens nach unten korrigiert.

– Beim Entscheid für ein Kind, spielt vor allem die Qualität der Beziehung eine wichtige Rolle (74 %)). Ebenfalls der Gesundheitszustand spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. Die Aufteilung von Hausarbeit und die Kinderbetreuung spielen eine untergeordnete Rolle und beeinflussen den Entscheid nur zu 22 %. Es zeigen sich deutliche Unterschiede bei Geschlecht und Bildungsstand. Die Arbeitsbedingungen haben zum Beispiel für Personen mit höherem Bildungsstand  tendenziell eine grössere Bedeutung. Die Aufteilung der Kinderbetreuung, des Haushalts und die Betreuungsmöglichkeiten ist für Frauen mit Tertiärabschluss von besonderer Bedeutung.

– Besonders gut ausgebildete Frauen befürchten, ein Kind könnte negative Konsequenzen für ihr berufliches Weiterkommen haben. Auch rund ein Drittel der Männer rechnet mit beruflichen Nachteilen.

– Kinderlosigkeit ist auf verschiedene  Ursachen zurückzuführen. Neben bewusstem Verzicht spielen auch äussere Faktoren wie Krankheit, Unfruchtbarkeit oder das Fehlen eines passenden Partners eine Rolle.

– Teilzeiterwerbstätigkeit ist bei Frauen deutlich stärker verbreitet als bei Männern. 59 % der 25 bis 54-jährigen erwerbstätigen Frauen arbeiten Teilzeit (2010: 61 %), wobei der Beschäftigungsgrad von der Familiensituation der Frauen abhängt. Ein Teil dieser Erwerbstätigen gilt als unterbeschäftigt und wären für ein höheres Pensum verfügbar. Das Vorhandensein von Kindern im Haushalt hat starken Einfluss auf die Arbeitsteilung. Relativ hohe Kosten für familienergänzende Betreuungsangebote sowie die komplexen Koordinationsaufgaben bei Kindern in unterschiedlichem Alter haben ebenfalls einen Einfluss.

– Beinah jede dritte Mutter und jeder fünfte Vater hat die Arbeitsstelle für eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie gewechselt. Zu den grössten Hindernissen zählen lange Arbeitszeiten, ungünstige, unvorteilhafte Arbeitszeiten und langer Arbeitsweg. 33 % der Eltern sind mit ihrer Arbeitssituation im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zufrieden.

– Der durchschnittliche Beitrag der Frau zum Arbeitseinkommen nimmt mit zunehmender Kinderzahl ab. Mit steigender Zahl und zunehmenden Alter der Kinder erhöht sich der Beitrag zum Haushaltseinkommen wieder.

– Die Hauptverantwortung für die Hausarbeit liegt in den meisten Haushalten bei den Frauen, dies gilt vor allem für Paare mit Kindern im Haushalt. Bei knapp 70 % der Paare im Alter von 25 bis 54 Jahren mit Kindern wird die Hausarbeit hauptsächlich von der Frau erledigt. Ausgeglichener ist die Arbeitsteilung bei Paaren ohne Kinder. Bei verschiedenen Aufgaben im Haushalt gibt es grosse Unterschiede.

Die ungleiche Verteilung zwischen unbezahlter Haus- und Familienarbeit und bezahlter Erwerbsarbeit nach Geschlecht bleibt bestehen.

– Eltern die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, nehmen meist familienergänzende Betreuungsleistungen für ihre Kinder in Anspruch. Für ein Fünftel der familienergänzend betreuten Kinder unter 13 Jahre wird nur institutionelle Betreuung in Anspruch genommen (private und öffentliche Einrichtungen wie z. B. Tagesschulen und Horte). Knapp 30 % werden nicht institutionell betreut, d. h. von Privatpersonen wie beispielsweise den Grosseltern. Die Grosseltern sind insbesondere bei jüngeren Kindern von enormer Bedeutung. Weniger verbreitet ist die Betreuung durch andere Personen aus dem Umfeld durch Tagesfamilien, Nanny, Au-Pairs oder Babysitter.

– Alleinlebende Eltern nehmen für ihre Kinder häufiger familienergänzende Leistungen in Anspruch als Eltern in Paarhaushalten:  77 % der Kinder, die in Einelternhaushalten leben, werden familienergänzend betreut. Alleinlebende Eltern können sich nicht auf im Haushalt lebende Partnerinnen und Partner stützen und benötigen daher externe Lösungen. Zudem haben sie einen vergleichsweise hohen Beschäftigungsgrad.

– Genutzte Betreuungsformen:

Kindertagesstätte/schulergänzende Betreuungseinrichtung 49 %

Personen aus dem Umfeld (ohne Grosseltern) 14 %

Nanny, Aus-Pair, Babysitter 8,5 %

Tagesfamilie 7,6 %

– Die Inanspruchnahme von familienergänzender Kinderbetreuung ist in den Grossstädten Basel, Bern, Genf, Lausanne, Winterthur und Zürich besonders hoch: 81 %.

– Die Geburt des ersten Kindes kann zahlreiche Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit der Eltern haben

– Paare mit Kindern haben gemessen am Äquivalenzeinkommen im Durchschnitt zwar einen tieferen Lebensstandard  als Paare ohne Kinder, aber auch zwischen den Paaren mit Kindern gibt es grosse Unterschiede.

– Tendenziell verbessert sich die finanzielle Situation mit dem Alter der Kinder.

– Die am häufigsten vorkommende Verschuldungsart im Jahr 2017 in der Schweiz waren Zahlungsrückstände., also Rechnungen die aus finanziellen Gründen nicht beglichen werden konnten. Die Ursachen für Zahlungsrückstände sind vielfältig. Zur häufigsten Art zählen Rückstände bei der Steuer. Vor allem Einelternhaushalte waren benachteiligt. 7,3 % der Gesamtbevölkerung lebten im Jahr 2017 in einem Haushalt, der in den letzten 12 Monaten mindestens einen Zahlungsrückstand bei den Krankenkassenprämien hatte, bei Personen in Einelternhaushalten waren es 16 %, bei Paaren mit Kindern 9,9 %. Personen mit Kindern haben nicht nur häufiger eine Schuldenart im Haushalt, sie verschulden sich auch häufiger in verschiedenen Bereichen.

– Alleinstehende und Einelternhaushalte sind am häufigsten von Einkommensarmut betroffen. Rund ein Fünftel der Einelternhaushalte werden von der Sozialhilfe unterstützt. Der Anteil ist deutlich höher als bei allen anderen Haushaltsformen.

– Die Sozialhilfeleistungen aus öffentlicher oder privater Hand beliefen sich 2018 auf über 10,5 Mrd. Franken, was 1,6 % des BIP entspricht.

– Durch Trennung der Partnerschaft steigt der Ressourcenbedarf, da in der Regel zwei Haushalte finanziert werden müssen. Der betreuende Elternteil (meistens die Mutter) kann jedoch oft nur eingeschränkt einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Dies kann nicht immer ausreichend über Alimente ausgeglichen werden. Entsprechend haben die Personen in Einelternhaushalten deutlich mehr Mühe, finanziell über die Runden zu kommen und sind deutlich häufiger auf Sozialhilfe angewiesen. 28 % der Einelternhaushalte gelten als armutsgefährdet.

– Insgesamt erhielten 2019 in der Schweiz 27 600 Unterstützungseinheiten, die nur ein Elternteil und Kinder umfassen, finanzielle Leistungen der Sozialhilfe. Es handelt sich fast ausschliesslich um Mütter (93 %).

– Für 22 % der unterstützten Einelternfamilien und für 23 % der Paare mit Kindern, stellt die Sozialhilfe die einzige Einkommensquelle dar.

– Die Zufriedenheit mit dem jetzigen Leben und verschiedenen Lebensbereichen ist ein Mass für das subjektive Wohlbefinden und die Lebensqualität.

– Personen in Paarhaushalten  sind in fast allen Lebensbereichen zufriedener als Alleinlebende (Beziehung, Wohnsituation, etc.), unabhängig davon ob Kinder im Haushalt leben oder nicht. Die grössere wirtschaftliche Anfälligkeit von alleinlebenden Müttern und Vätern wirkt sich stark auf das Wohlbefinden aus. Interessant, Personen in Einelternhaushalten sind etwas zufriedener  mit der vorhanden Freizeit im Vergleich zu Paarhaushalten (23 zu 19 %).

– Ca. ein Zehntel der Personen mit Kindern unter 18 Jahren sind nicht mehr mit dem anderen Elternteil zusammen. Die meisten dieser Eltern haben weiterhin das gemeinsam Sorgerecht. Falls nur einem Elternteil das Sorgerecht zustehen sollte, ist es meist die Mutter. Alimente machen sowohl bei den Geber-, als auch den Empfängerhaushalten einen grossen Anteil des Budgets aus.

– Es gibt fünfmal so viele Einelterhaushalte mit Müttern als mit Vätern. Ältere Kinder leben häufiger beim Vater als Jüngere. Auch wenn Kinder von einem Elternteil betreut werden, haben sie in der Regel trotzdem Kontakt zum anderen Elternteil. Knapp ein Zehntel der Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren , die hauptsächlich beim anderen Elternteil leben, haben mit den Kindern keinen Kontakt in Form von Besuchen, Telefon, Skype o.ä..

– Die Haushalte die Alimente erhalten, umfassen 3,7 % der Bevölkerung. Die Mehrheit davon (59 %) lebt in Einelternhaushalten mit Kindern unter 25 Jahren. Einelternhaushalte sind aber nicht in allen Fällen unterstützungsberechtigt: Es erhalten weniger als die Hälfte (44 %) der Personen in Einelternhaushalten mit Kindern Alimente.

* Alleinlebende Mutter oder alleinlebender Vater mit Kindern ist ein Synonym von „Einelternhaushalt“.

Quelle: https://www.bfs.admin.ch/news/de/2021-0228 (24.04.2022, 8:04 Uhr)

Letzte Aktualisierung: 09.05.2022