Kindeswohl und Elternpflichten

Unterhalt des Kindes

Der finanzielle Unterhalt der Kinder ist eine besondere Herausforderung für Eltern, die getrennt leben und die Kosten zweier Haushalte tragen. Da das Aufwachsen in finanziell prekären Verhältnissen das Wohl des Kindes ernsthaft gefährdet, muss bei der Regelung des Unterhalts des Kindes – der Alimente und der Betreuung – sowie der Obhut im Einzelfall besonders darauf geachtet werden, dass die finanzielle Sicherheit des Kindes, gepaart mit seiner bestmöglichen Betreuung, gewährleistet ist.

Obhut

Es gibt kein bestimmtes Obhut-Modell, das dem Wohl des Kindes in allen Fällen am besten dient. Vielmehr sind es die Umstände im Einzelfall, die entscheiden, welche Ausgestaltung der Obhut den Bedürfnissen des jeweils betroffenen Kindes am besten entspricht.

Kindgerechte Regelung von Betreuung, Obhut und persönlichem Verkehr

Bei der Regelung von Obhut und Betreuung sind im Einzelfall zahlreiche Kriterien zu beachten. Das Bundesgericht nennt insbesondere:

  • die persönliche Beziehung zwischen Kind und Eltern
  • die erzieherischen Fähigkeiten der Eltern
  • das Bedürfnis des Kindes nach stabilen Verhältnissen, in denen es sich körperlich, geistig und seelisch harmonisch entwickeln kann
  • das bisherige Betreuungsmodell; diesem kommt eine entscheidende Rolle zu, um dem Bedürfnis des Kindes zu entsprechen, in stabilen Verhältnissen aufzuwachsen.

Weitere Kriterien sind:

  • Wünsche und Meinung des Kindes
  • sein Alter
  • seine physische und psychische Gesundheit
  • seine Beanspruchungen in Schule und Freizeit
  • die finanzielle und berufliche Situation der beiden Eltern
  • ihre physische und psychische Gesundheit
  • ihre Fähigkeit zu kooperieren und auf konstruktive Weise kindgerechte Lösungen für Probleme und Konflikte zu suchen
  • die Wohnverhältnisse der beiden Eltern
  • die Entfernung und Verkehrsverbindungen zwischen ihren Wohnorten.

Die Kriterien sind auch anwendbar, um den persönlichen Verkehr kindgerecht zu gestalten.

Alleinige Obhut

Auch wenn sich die gesellschaftlichen Verhältnisse langsam wandeln, sind die Aufgaben der Eltern in den meisten Familien heute noch nach traditionellem Muster verteilt: Die Mutter sorgt für die Betreuung der Kinder und ist nicht oder in Teilzeit erwerbstätig, der Vater arbeitet vollzeitlich im Beruf. Deshalb gewährleistet in der Regel die alleinige Obhut die finanzielle Sicherheit und verlässliche Betreuung, die das Kind braucht, am besten.
Zudem kann die alleinige Obhut das Kind bei elterlichen Konflikten schützen, da die Aufgaben der Eltern klar geregelt und weniger Absprachen nötig sind als bei der alternierenden Obhut.

Alternierende Obhut

Modelle der alternierenden Obhut sind anspruchsvoll für alle und erfordern viel Anpassung von den Kindern. Auch hier gilt: Es kommt auf die Umstände an, ob die alternierende Obhut zum Wohl des Kindes gelingt.
Folgende Fragen können helfen zu klären, ob eine alternierende Obhut im Interesse des Kindes möglich ist:

  • Möchte das Kind in der alternierenden Obhut seiner Eltern leben?
  • Kann es sich bei beiden Eltern zu Hause fühlen?
  • Sind die Eltern bereit, die dem Alter des Kindes angemessene Betreuungsform, zu wählen, die ihm die grösstmögliche soziale, zeitliche und örtliche Stabilität bietet?
  • Liegen die Wohnungen der Eltern nahe beieinander?
  • Stehen der getrennt lebenden Familie genügend finanzielle Mittel zur Verfügung, um die höheren Kosten der alternierenden Obhut zu tragen?
  • Besteht eine einvernehmliche Unterhaltsregelung, die an eine veränderte Betreuung angepasst werden kann?
  • Sind die Eltern kommunikationsfähig und bereit, sich in der Betreuung gegenseitig zu unterstützen?
  • Sind beide Eltern überzeugt, dass die andere Elternperson erziehungsfähig und wichtig für das Kind ist, und können beide dem Kind gegenüber Wertschätzung und Respekt für die andere Elternperson ausdrücken?
  • Sind sie in der Lage, das Betreuungsarrangement je nach den Erfordernissen flexibel zu handhaben und die Wünsche des Kindes zu berücksichtigen?
  • Sind sich die Eltern bewusst, dass die alternierende Obhut mehr Zeit für Absprachen und mehr Kooperationsaufwand erfordert als die alleinige Obhut?
  • Sind sie bereit, zugunsten des Kindes Einschränkungen bei ihrer eigenen Lebensgestaltung hinzunehmen?
  • Sind sich die Eltern bewusst, dass Veränderungen der Familiensituation (z.B. eine neue Arbeitsstelle oder ein Umzug) oder die Wünsche des Kindes zum Ende der alternierenden Obhut führen können?

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